An Bahnübergängen begegnen sich unterschiedliche Verkehrsträger, weshalb klare Regeln zum Schutz aller Beteiligten notwendig sind. In Deutschland regeln unter anderem die Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung bahnseitig, sowie die Straßenverkehrsordnung straßenseitig das Verhalten: Schienenfahrzeuge haben stets Vorrang, erkennbar am Andreaskreuz. Die Zuständigkeiten regelt das Eisenbahnkreuzungsgesetz. Je nach Verkehrsaufkommen werden verschiedene Sicherungsmaßnahmen eingesetzt. Nichttechnisch gesicherte Bahnübergänge setzen auf Übersicht, Geschwindigkeitsreduktion von Bahn- und Straßenverkehr, sowie akustische Signale durch die Züge. Letzteres führt jedoch zu hoher Lärmbelastung für Umwelt und Anwohner, was auch die Akzeptanz des Bahnsystems beeinträchtigt. Eine zusätzliche technische Sicherung kommt häufig für schwach genutzte Bahnübergänge aufgrund von hohen Kosten nicht in Betracht.
Im Projekt ATTRACTIVE wird deshalb ein neuer kostengünstiger technologischer Ansatz entwickelt, um die Wirksamkeit einer technischen Unterstützung zur besseren Sicherung nichttechnisch gesicherter Bahnübergänge zu untersuchen. Es geht darum die Aufmerksamkeit der Straßenverkehrsteilnehmer auf den Bahnübergang zu lenken. Dafür soll vor dem Bahnübergang eine mobile Ampel aufgestellt werden, die wiederum über einen Transponder automatisch aus dem Zug angesteuert werden kann. Fährt ein Zug auf den Bahnübergang zu, schaltet dabei die Ampel zunächst nach einer Gelbphase auf Rot. Nachdem der Zug den Bahnübergang gequert hat, schaltet sich die Ampel wieder aus. So wird den Straßenverkehrsteilnehmern die ohnehin gesetzlich geltende Vorrangregelung, zusätzlich zu der bestehenden Sicherung mit Andreaskreuz, deutlicher angezeigt. Eine Grünphase ist ausdrücklich nicht vorgesehen, es gelten weiterhin die Beschilderungen durch Andreaskreuze. Ziel der Forschung ist es herauszufinden, ob perspektivisch eine solche technische Unterstützung die akustischen Pfeifsignale der Züge entfallen können und die Sicherheit gleich oder höher empfunden wird.
Anfang Dezember 2025 wurde die technische Umsetzbarkeit dieses modernen Ansatzes zur technischen Unterstützung zur Sicherung eines Bahnübergangs in Traundorf in der Gemeinde Siegsdorf an der Strecke Traunstein – Ruhpolding vom ATTRACTIVE Projektteam gemeinsam mit dem Streckenbetreiber (DB RegioNetz) und dem Verkehrsunternehmen (Bayerische Regiobahn – BRB) mit Unterstützung der Gemeinde Siegsdorf erprobt. Wir danken allen beteiligten Unternehmen und insbesondere Herrn Bürgermeister Kamm der Gemeinde Siegsdorf für die tatkräftige Unterstützung!
Das Projekt ATTRACTIVE wird im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert.
